Bei einer „schiefen“ Großzehe handelt es sich oft um einen sogenannten Hallux Valgus. Hierbei zeigt die Großzehe nach außen, sprich aus Sicht der betroffenen Person würde der Großzeh des rechten Fußes nach rechts und der des linken nach links zeigen. Die Fehlstellung reicht von leichten Achsabweichungen bis zur fast neunzig Grad Stellung des betroffenen Zehs. Bei einer so starken Deformität wandert der Großzeh dann meist unter die anderen Zehen.
Der Hallux Valgus ist eine häufige Fußfehlstellung, der oft ein Spreizfuß vorausgeht. Das Großzehengrundgelenk erscheint dabei sehr prominent. Die Ursachen für einen Hallux Valgus können vielfältig sein. Als begünstigender Faktor bei der Entstehuhng eines Hallux Valgus gilt schlecht passendes, zu enges Schuhwerk. Hier sind insbesondere die sehr eleganten Schuhtypen problematisch. Die Form von elegantem Schuhwerk ist oft so gestaltet, dass die Füße regelrecht eingezwängt werden. Die Großzehe wird dann meistens schon in die entsprechende Fehlstellung gedrückt. Des Weiteren werden Muskeln, Sehnen und Bänder negativ beeinflusst. Aus diesem Grund empfehle ich meinen Kunden Bequemschuhe in der richtigen Größe und einer physiologisch sinnvollen Form, die den Fuß nicht einengt. Wer bereits einen Hallux Valgus hat oder denkt, dass eine Schiefstellung der Großzehe vorliegt, sollte sich auf jeden Fall von einem Arzt beraten lassen. Je nach Schweregrad und Problemlage gibt es eine Vielzahl von Behandlungsansätzen. Als Orthopädieschuhmacher will ich im Folgenden einen kurzen Überblick über die in unserem Handwerk gängigen Hilfsmittel für Hallux Valgus geben.
1. Einlagen
Einlagen werden häufig bei Spreizfußbeschwerden eingesetzt. Da der Hallux Valgus oft im Zuge einer Spreizfußbildung auftritt, wird über die orthopädischen Elemente der Einlage versucht der Spreizfußbildung entgegenzuwirken. Hierbei kommt insbesondere die sogenannte „Pelotte“ zum Tragen. Bei der Pelotte handelt es sich um ein Element im vorderen Bereich der Einlage, welche den Vorfuß stützen soll. In Höhe und Form gibt es diverse Variationen, ganz nach individuellen Bedürfnissen. Zusätzlich können mit Einlagen Druckspitzen an der Fußsohle, die bei Spreizfüßen häufig an einer Schwielenbildung zu erkennen sind, effektiv reduziert werden.
2. Schienen und Bandagen
Bei Schienen und Bandagen gibt es eine ziemliche Produktvielfalt. Von Hallux Valgus Socken mit eingearbeiteter Verstärkung im Großzehbereich über Schienen, die im Schuh getragen werden können, hin zu Nachtlagerschienen, welche, wie der Name schon sagt, über Nacht angelegt werden, ist einiges zu haben. Einige der aufgezählten Produkte besitzen Hilfsmittelnummern und können somit von einem Arzt verordnet werden, andere müssen bei Bedarf privat gekauft werden. Wer Intresse an diesen Hilfsmitteln hat, sollte sich meiner Meinung nach vor dem Kauf vom Arzt beraten lassen. Wenn dann eine Schiene oder Ähnliches angeschafft werden soll, bietet es sich aus meiner Sicht an, den Fachhandel aufzusuchen, hier kann man die Produkte genau in Augenschein nehmen, die passende Größe ermitteln lassen und eventuell auch Produkte unterschiedlicher Hersteller miteinander vergleichen.
3. Schuhzurichtung
Bei der Schuhzurichtung werden konfektionierte Schuhe handwerklich an die individuellen Bedürfnisse des Trägers angepasst. Beim Hallux Valgus kommt es häufig zu Druckstellen im Bereich des Großzehballens. Um die Schuhe anzupassen, werden die Betroffenen zu engen Bereiche unter zuhilfenahme von Weitzangen, Weitapparaten, und Lederdehner aufgeweitet und gedehnt. Je nach Schuhmodell und Ausgangslage können auch noch andere Maßnahmen sinnvoll sein. Beispielsweise das Einarbeiten von Spreizfußpelotten in den Schuh.
4. Orthopädische Schuhe
Bei stark ausgeprägten Fehlformen kann auch orthopädisches Maßschuhwerk sinnvoll sein. In meiner Wahrnehmung kommt es häufig dann zur Schuhversorgung, wenn irgendetwas gegen eine Operation spricht. Die Vorteile liegen hier natürlich in der ganz individuellen Ausgestaltungsmöglichkeit des Schuhwerks. Nachteilig aus meiner Sicht sind die relativ langen Lieferzeiten gerade bei der Erstversorgung.
Fazit
Ein Hallux Valgus tritt häufig in Verbindung mit einem Spreizfuß auf. Es gibt eine Vielzahl an orthopädischen Hilfsmitteln. Einige Hilfsmittel werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, andere müssen selbst bezahlt werden. Darum ist es meiner Meinung nach wichtig und richtig, sich bei entsprechenden Beschwerden an einen Arzt zu wenden. Wer sich darüber hinaus im Fachhandel beraten lässt, profitiert von den Erfahrungen der Kollegen vor Ort und kann sich von der Beschaffenheit, Passform und Qualität der Produkte überzeugen.
Euer Philipp.