Wanderschuhtest von Hanwag Modell „Tingri“ und „Waxenstein Bio“
(Werbung da Markennennung, kein Entgelt. Produkte selbst erworben, nicht im Auftrag.)
Wandern, draußen sein und Abenteuer erleben sind wohl Dinge, für die sich fast jeder begeistern lässt.
Auch ich bin gerne draußen unterwegs, egal bei welchem Wetter und auch abseits ausgebauter Pfade.
Als ich dann 2012 für einen Irlandaufenthalt plante, benötigte ich ein paar Wanderschuhe.
Da ich eher einfachere Routen erwandern wollte, benötigte ich einen schönen Allroundschuh mit Fokus auf die Passform. Und da auf der grünen Insel immer mit Feuchtigkeit zu rechnen ist, sollte es auch ein überknöchelhohes Modell sein. Also probierte ich in einem Fachgeschäft mehrere Modelle aus.
Hanwag Modell “Tingri”
Als ich dann in das Modell „Tingri“ der Firma Hanwag schlüpfte, wusste ich gleich: Dieser Schuh würde mich in den Urlaub begleiten. Der Schuh schmiegte sich wunderbar an meinen Fuß an, sodass ich die Passform als perfekt empfand.
Der Schaft
Das Oberleder ist ein sehr weiches und flexibles Yakleder (Yak=Tibetisches Hochlandrind). Im Inneren ist der Schuh mit einem hellen, weichen Futterleder ausgekleidet. Die Quartiere bzw. der Knöchelbereich, der Schaftabschluss und die Lasche sind üppig gepolstert. Die Original Innensohle vom Hersteller war auch gut gepolstert und mit hellem Leder bezogen. Mittlerweile habe ich sie gegen eine individuelle eigene Einlage ausgetauscht. Wenn Ihr selber Einlagen tragt oder denkt, dass Ihr welche benötigt, habe ich hier einen Blogbeitrag verfasst, der häufig gestellte Fragen zum Thema Einlagen beantwortet.
Schuhboden und Sohle
Der Original Schuhboden bestand aus einer Formsohle mit guter Ballen- und Absatzrolle, welche mit einer für Wanderschuhe üblich, grob profilierten Vibram-Laufsohle versehen war. Da ich den Schuh nun bereits ca. 10 Jahre besitze, musste ich aufgrund von normalem Verschleiss eine etwas umfassendere Reperatur vornehmen und der Schuh sieht mittlerweile anders aus. Für Interessierte und für ein besseres Verständnis gibt es weiter unten noch einen kleinen Reperaturbericht.
Fazit
Das Modell „Tingri“ hat mir jahrelang gute Dienste geleistet. Ich hatte stets trockene und gut geschützte Füße. Auch das Laufgefühl war und ist sehr angenehm. Die Verarbeitung aller Materialien war auf jeden Fall tadellos, besonders Ober- und Futterleder sind trotz hoher Beanspruchung und entsprechendem Alter immer noch in gutem Zustand. Aktuell habe ich das Modell „Tingri“ auf der offiziellen Herstellerhomepage nicht mehr gefunden. Dafür aber ein ähnlich aussehendes Modell aus Yakleder. (“Bangri”). Einige Händler scheinen es aber noch anzubieten.
Reparaturbericht
Wenn Schuhe regelmäßig getragen werden, ist ein Sohlenabrieb unvermeidbar. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem das Profil soweit abgelaufen ist, dass es durch eine Neubesohlung ersetzt werden sollte. Hier sind mehrere Möglichkeiten zu nennen. Da der Absatz meistens zuerst abgelaufen ist, kann man auch erst einmal nur den Absatz separat instandsetzen.
Im weiteren Verschleissverlauf steht dann irgendwann die Neubesohlung an. So wollte ich es auch bei meinem Hanwag Modell „Trinity“ machen. Nur musste ich während der Reparaturarbeiten feststellen, dass keine Verklebung ordentlich hielt.
Ich denke, dass dies dem hohen Alter des Materials geschuldet war. Die von mir aufgeklebten neuen Sohlen ließen sich von Hand problemlos abziehen, was natürlich nicht gut ist.
Allso musste ich radikaler vorgehen. Ich entschied mich dafür, den kompletten Boden abzuschleifen, um anschließend einen Neuaufbau vorzunehmen.
Als neue tragende Schicht musste ich ein Stück Leder aufnähen. Danach baute ich den Boden mit EVA-Material neu auf.
Zum Schluss kamen die Schleifarbeiten, dann das Anbringen der Verschalung, und eine neue Laufsohle wurde aufgeklebt. Unterm Strich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Als kleinen Wermutstropfen empfinde ich die Optik, da der Schuh vorher schon besser aussah. Was nicht heissen soll, dass ich die Optik im aktuellen Zustand als schlecht empfinde.
Hanwag Modell “Waxenstein Bio”
Mein zweites Paar Wanderschuhe von Firma Hanwag ist das Modell „Waxenstein Bio“.
Da meine ersten Wanderschuhe (Modell „Tingri“) eine Weile im Schrank standen und dort auf ihre Instandsetzung warteten, benötigte ich ein Wechselpaar. Auch hier begab ich mich für den Kauf in ein Fachgeschäft.
Natürlich hatte ich aufgrund meiner positiven Erfahrungen bereits einen Hersteller ins Auge gefasst, dennoch wollte ich auch einige Schuhe anderer Hersteller anprobieren. Am Ende überzeugte mich wieder das Modell von Hanwag. Dieses Mal aber ein Paar, welches mit chromfrei gegerbten Futterleder ausgestattet ist.
Der Schaft
Als Oberleder kommt zum größten Teil ein robustes Glattleder zum Einsatz. Einige Schaftteile sind aus Nubukleder gefertigt, z. B. Lasche und Schaftabschluss. Hier finde ich die Schaftgestaltung etwas merkwürdig.
Vom Hersteller wird ja explizit das chromfrei gegerbte Futterleder herausgestellt. Dieses geht aber nicht bis zum Schaftabschluss, sondern endet ca. zwei bis drei Zentimeter davor. Für den Rest der Strecke wurde das Nubukleder verwendet. Hier hätte mir ein anderes Schaftdesign besser gefallen. Wäre das Futter bis zum Schaftabschluss hochgezogen worden und auch die Lasche dementsprechend gestaltet, hätte man sichergestellt, dass keine chromgegerbten Lederteile mit dem Fuß in Berührung kommen.
Ich vermute, dass das aber gar nicht die Intention des Herstellers war, sondern einfach aus Umweltschutzgründen ein Teil des Schuhs aus chromfreiem Leder bestehen sollte. Wie dem auch sei: Hier ist eventuell eine etwas umfangreichere Produktbeschreibung seitens des Herstellers angebracht.
Die Polstersohle im Schuh ist im Ballenbereich ca. vier Millimeter und im Fersenbereich ca. sieben Millimeter stark und mit einem hochwertigen, etwas rauen Leder bezogen. Der Schaft ist im Knöchelbereich und der Lasche gut gepolstert.
Der Schuhboden
Laut Herstellerangabe handelt es sich um eine „Vibram® Endurance Composole“. Im Klartext bedeutet das, dass es sich um eine Formsohle des Herstellers Vibram handelt. Sie ist wie es sich bei einem Wanderschuh gehört, grob profiliert. Das Laufgefühl empfinde ich als komfortabel und angenehm.
Fazit
Der Schuh ist tadellos verarbeitet und war von allen Modellen, die ich am Kauftag ausprobierte, der Bequemste. Auch das Gehen ist durch das gute Abrollverhalten des Schuhbodens sehr angenehm.
Trotz meiner Verwirrung bezüglich des chromfrei gegerbten Futterlederschaftdesigns würde ich den Schuh wieder wählen, da er für meine Bedürfnisse ein richtig guter Schuh ist. Auf der Herstellerwebsite (www.hanwag.com) könnt Ihr euch alle Modelle noch genauer ansehen.
Euer Philipp.